Guten Tag, ich würde mich über Rat in einer sehr speziellen Angelegenheit sehr freuen. Das Grundstück meines Nachbarn liegt bis zu einen Meter tiefer als das meine, der Höhensprung wird durch eine uralte Feldsteinmauer abgestützt. Bevor mein Nachbar sein Grundstück erwarb, stand dort eine unansehnliche Ruine, daher pflanzten die Voreigentümer meines Grundstücks in ca. 30 cm Abstand zur Feldsteinmauer eine lange Reihe Feldahorn als Sichtschutz an.
Diese inzwischen seit etwa 27 Jahren dort wachsenden Bäume haben inzwischen eine geschätzte Höhe von acht Metern erreicht. Leider sind bis zu 3 cm starke Wurzeln dieser Feldahornreihe in die Fugen der maroden Feldsteinmauer gewachsen und lockern die Steine, so daß einige bereits herausgerollt und auf das Grundstück des Nachbarn gefallen sind. Mein Rechtsvorgänger wurde schon vor elf Jahren vom Gericht zur Instandsetzung der Mauer verurteilt, was aber bis heute nicht erfolgt ist, da sich mein Vorgänger und der Nachbar nicht einigen konnten, daß das tieferliegende Grundstück im Zuge der Bauarbeiten mal für einige Tage benutzt werden darf. Nachdem der Nachbar das alte Urteil nun auf mich hat umschreiben lassen, muß nunmehr ich für die Reparatur oder Erneuerung der Wand sorgen. So weit die Vorgeschichte.
Inzwischen haben mir zwei Baufachleute unabhängig von einander gesagt, daß die marode Wand nur abgerissen und durch etwas Neues ersetzt werden kann, entweder eine neue Mauer, oder eine vor Ort in eine Schalung gegossene Betonwand. Jedoch haben beide Handwerker erhebliche Bedenken wegen der Wurzeln der Feldahornreihe, diese würden im Zuge des Abrisses der alten Mauer in der Luft hängen und müßten dann so gekürzt werden, daß Platz für die neue Wand ist. Die Feldahorn zeigen zwar arttypisch durch ihr weiches elastisches Holz bei Sturmböen eine hohe Fähigkeit sich "in den Wind zu legen" und auszuschwingen, gleichwohl der der lange Hebel durch die Höhe nicht aus dem Blick zu verlieren sein. Die Sorge der Handwerker ist, daß dann die Baumreihe bei Sturm aus Richtung der abgeschnittenen / eingekürzten Wurzeln umkippt.
Mir fehlt die Kompetenz, die Kräfte die da auf das Wurzelwerk wirken einschätzen zu können, gleiches gilt auch für die etwaigen Fähigkeiten von Feldahorn, sich nach einem derartigen Eingriff und dem genannten Baumalter wieder besser im Boden zu verankern. Ich würde die Baumreihe sehr gern erhalten wollen, zumal sie von vielen Vögeln als Niststätte rege genutzt wird. Sogar ein Elsterpaar baut Jahr für Jahr sein Nest in diese Baumreihe. Jedoch zwingt mich das leidige Gerichtsurteil zur Sanierung der Mauer, ohne daß ich abschätzen kann, ob dadurch die Baumreihe wirklich umsturzgefährdet wird.
Ich habe auch schon erwogen die Bäume auf halbe Höhe einzukürzen, um den Hebel zu reduzieren, der bei Wind auf das Wurzelwerk wirkt. Allerdings wachsen die Bäume dann recht schnell nach, so daß das ggf. auf mehr als kurze Sicht wohl auch nichts bringen dürfte.
Der Boden besteht im Bereich der Bäume überwiegend aus eher lehmigem trockenen Boden, der offenbar lokal auch mit Schutt durchsetzt ist. Bisher haben diese Bäume jedem Sturm getrotzt, was ich vor allem auf deren Fähigkeit zurückführe, nicht starr stehen zu bleiben sondern unter dem Winddruck temporär wegzuschwingen. Ich vermag nicht zu beurteilen, wieviel es dann für die Statik der Bäume ausmachen würde, wenn sagen wir mal ca. 40 bis 50 cm Wurzellänge aus dem Mauerwerk künftig nicht mehr vorhanden sind. In die neue Wand kann und soll ja auch nicht wieder hineingewurzelt werden, damit diese Wand nicht auch zerstört wird.
Vielen Dank schon einmal an all jene, die sich diesen komplizierten Sonderfall überhaupt durchgelesen haben. :-)
Moin, da es sich um einen juristischen Vorgang handelt, musst du dich an einen Anwalt wenden. Ansonsten eine Baumpflegefirma vor Ort bitten, die Situation zu beurteilen.
Ein Anwalt kennt sich nicht mit dem Wurzelwerk bestimmter Baumarten aus, steht zu vermuten, denn dafür ist er kein Fachmann. Die Form von Wurzelwerk ist auch kein juristischer Vorgang, sondern ein botanischer. Darum ging ich davon aus, hier jemanden zu finden, der dazu etwas sagen kann. ;-)
Ein Anwalt kann sicherlich nicht die Reaktion der Bäume einschätzen, allerdings schon die rechtlichen Folgen der Situation. Immerhin würden die Bäume vermutlich größeren Schaden verursachen, wenn sie umstürzen als die Mauer in ihrem aktuellen Zustand.
Zum Feldahorn ist mein Informationsstand das er normalerweise ein Herzwurzelsystem ausbildet. Also sehr viele sowohl tiefe, als auch flache Wurzeln hat. Allerdings wäre es wahrscheinlich wirklich eine gute Idee sowas eine versicherte Gärtner (Organisation) zu fragen. Hängt ja rechtlich einiges dran. Wenn würde ich, zur Vorsicht gleichzeitig die Bäume deutlich zurück schneiden. Dann bieten sie Wind weniger Wiederstand und werden auch zu erhöhtem Wurzelwachstum angeregt.
Auch bräuchte es natürlich eine Idee wie ein erneutes einwachsen in die Mauer verhindert werden soll. Sind ja immerhin keine Jungpflanzen mehr. Aber wie gesagt eine professionelle Landschaftsgärtner Firma oä wird da wohl unumgänglich sein. Die Beurteilung muss ja letztendlich auch reichlich standfest sein.
Dann viel Glück und Erfolg.
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